Dr.
Franz Jachym

Generalvikar der Erzdiözese Wien

* 1910    † 1984

 

Lebenslauf

Franz Jachym wurde am 3. September 1910 in Wien geboren. Er besuchte das Gymnasium in Meidling und das erzbischöfliche Knabenseminar Hollabrunn. Nach der Matura im Jahr 1931 studierte er von 1931 bis 1936 Theologie an der Universität Wien.

Er wurde am 19. Juli 1936 zum Priester geweiht. Die Ernennung zum erzbischöflichen Zeremoniär erfolgte am 1. Oktober 1936.

Rosenkranz-Demonstration

Am 7. Oktober 1938 ergab sich spontan eine katholische Kundgebung, die heute als Rosenkranz-Demonstration bezeichnet wird. Anschließend an eine Rosenkranzfeier, die mehr als 6000 junge Katholiken besuchten, skandierten die Teilnehmer: “Christus ist unser Führer”. Sie sangen auch Kirchenlieder und riefen schließlich vor dem erzbischöflichen Palais angelangt: “Wir wollen unseren Bischof sehen!” Dies stuften die Nationalsozialisten als Provokation ein. Einen Tag darauf, also am 8. Oktober 1938, wurde als “Reaktion” das erzbischöfliche Palais von der Hitlerjugend gestürmt. Bei diesem Angriff trug Franz Jachym Verletzungen davon. Gegen Bedienstete, die sich zur Wehr setzten, wurde Gewalt angewendet. Die Situation eskalierte. Es wurde versucht, den Sekretär Jakob Weinbacher aus dem Fenster zu werfen, was Gott sei Dank verhindert werden konnte. Als die Meute weiter zum Curhaus am Stephansplatz zog, wurde Domkurat Johannes Krawarik Opfer eines Angriffs. Er wurde aus dem ersten Stock in den Innenhof geworfen und brach sich beide Beine. Viele Jahre später wurde nach Johannes Krawarik eine Gasse in Ottakring benannt.

Zeremoniär von Kardinal Innitzer, ao. Professor für Moraltheologie

In den Jahren 1937 bis 1945 war er Zeremoniär von Kardinal Innitzer. 1947 folgte seine Habilitation an der Universität Wien. Er war 1949 und 1950 ao. Professor für Moraltheologie.

Etwas Einzigartiges in der Kirchengeschichte ereignete sich am 23. April 1950

Am 23. April 1950 sollte Franz Jachym zum Bischof geweiht werden. Die Metropolitankirche zu Sankt Stephan war aufs Festlichste geschmückt. Gut 1000 Menschen, darunter Minister, Vertreter des Alliierten Rates im vierfach besetzten Österreich, Ehrengäste sonder Zahl, wollten einem raren und spektakulären Weiheakt beiwohnen. Die Vorgeschichte ist, dass der Vatikan befunden hatte, dem Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer einen Koadjutor (ohne automatisches Nachfolgerecht) beizugeben, der quasi als zweiter Erzbischof die Diözese leiten sollte. „Sedi datus" hieß es in der päpstlichen Bulle ausdrücklich. Also „dem Erzbischöflichen Stuhl“ beigegeben, nicht dem Kardinal persönlich („personae datus“). Wie spektakulär die Sache werden sollte, ahnt freilich niemand im Dom, als das Pontifikalamt mit Chor und großem Orchester begann.

Kardinal Innitzer war verbittert, als er vom Vatikan verständigt worden war. Er war sich dessen bewusst, dass dies seiner Entmündigung gleichkam. Der päpstliche Nuntius wollte keinen beliebten Volksbischof wie Innitzer, sondern einen beinharten akkuraten Manager, der die mühsamen Jahre des Wiederaufbaus samt Kirchenbauten besser bewerkstelligen könnte.

Die Weihe hatte begonnen, die Ernennungsbulle war verlesen. 17 der 18 vorgeschriebenen Fragen hatte Franz Jachym schon mit „Volo“ bzw. „Credo“ beantwortet. Doch dann passierte etwas in der Kirchengeschichte Einzigartiges. Bevor Innitzer die Handschuhe und den Hirtenstab übergeben konnte, wendete sich Jachym in lateinischer, dann in deutscher Sprache an die Versammlung:

„Eminenz, hochwürdigster Herr Kardinal!

Nach den Überlegungen der letzten durchwachten Nächte fühle ich mich für das hohe Bischofsamt nicht würdig genug. Ich bitte daher, von meinem Vorsatz zurücktreten zu dürfen, und tue diese Bitte in aller Demut und Festigkeit. Ich empfehle mich der göttlichen Barmherzigkeit, die an diesem heutigen Sonntag besonders gefeiert wird, und bitte den Klerus und das Volk, meiner dauernd im Gebet zu gedenken. Eure Eminenz bitte ich aber, in der feierlichen Messe vom Alleluja-Vers fortzufahren.“

Jachym verließ dann in Windeseile den Dom. Vor dem Dom wartete sein Dienstauto mit Chauffeur Fritz Grassl. Jachym ließ sich zu seiner Wohnung fahren. Warum er die Weihe nicht zuließ, ist bis heute Gegenstand der Spekulation. Er hat selbst nie eine klare Aussage darüber getroffen. Doch es wird mittlerweile angenommen, dass er längere Zeit beobachtete, wie tief Theodor Innitzer sich verletzt fühlte. Er wollte wohl ein Zeichen setzen, dass er mit den innerkirchlichen Intrigen nichts zu tun hatte.

Bischofsweihe, Koadjutor, Erzbischof-Koadjutor, Zweites Vatikanisches Konzil

Papst Pius XII. wies Jachym persönlich zurecht. Sodann wurde er am 19.Mai 1950 in Rom von Innitzer ohne weitere Zwischenfälle zum Bischof geweiht und zum Koadjutor ernannt.

Nach dem Tod von Innitzer leitete Jachym die Erzdiözese Wien bis 9. Mai 1956 interimistisch als Kapitelvikar. Schließlich wurde er am 23. Juni 1956 Erzbischof-Koadjutor „seid datus”.

Franz Jachym beteiligte sich am Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 bis 1964.

Generalvikar der Erzdiözese Wien, große Verdienste um das kirchliche Bauwesen

Er war von 1. September 1969 bis zum 31. Dezember 1980 Generalvikar der Erzdiözese Wien und erwarb sich in dieser Funktion große Verdienste um das kirchliche Bauwesen. Die Errichtung zahlreicher Kirchen und Seelsorgestationen in Wien und Umgebung ist ihm zu verdanken. In dieser Zeitspanne wirkte er als loyaler Mitarbeiter von Kardinal König. Er erwarb sich große Verdienste als konsequenter theologischer Denker und Praktiker der Seelsorge. Zudem war er Referent der Bischofskonferenz für die Anliegen der Frauen in der Kirche.

Institut für kirchliche Sozialforschung, Rücktrittsgesuch und Tod

Franz Jachym gründete das Institut für kirchliche Sozialforschung, war ein respektierter harter Verhandlungspartner, behielt aber stets die Fäden in der Diözese in Händen. Er entlastete Kardinal König, der sich immer mehr der kirchlichen Weltdiplomatie und „Pro oriente“ widmen konnte.

Sein Rücktrittsgesuch wurde am 15.September 1983 vom Papst angenommen. Im Jahr darauf starb Franz Jachym am 29. November.

Grab in der Bischofsgruft auf ausdrücklichem Wunsch von Kardinal König

Franz Jachym hatte einst geglaubt, er würde Nachfolger von Kardinal Innitzer als Erzbischof von Wien. Die Ernennung von Franz König muss ihn schwer getroffen haben. Der ÖVP galt Jachym als zu progressiv. Umso höher ist die loyale Einstellung von Jachym gegenüber Kardinal König zu bewerten.

Kardinal König äußerte den ausdrücklichen Wunsch, dass Franz Jachym, obzwar dieser nicht regierender Erzbischof von Wien gewesen war, wegen dessen Verdiensten um die Erzdiözese in der Bischofsgruft beigesetzt wird.

Auftraggeber zur Anfertigung von vier Bronzebüsten in der Bischofsgruft

Franz Jachym war es gewesen, der die im vorderen Teil der Bischofsgruft links und rechts vor dem Altar stehenden Bronzebüsten der Kardinäle Gruscha, Nagl, Piffl und Innitzer von Prof. Hans Andre im Jahre 1984 anfertigen ließ. Bis zum Jahr 1989 waren die Büsten in der Taufkapelle aufgestellt.

Denkmal

Das Denkmal für Franz Jachym befindet sich in der Laaerbergstraße 222 vor der Pfarrkirche zum heiligen Kreuz.

Platzbenennung

1992 wurde der Franz-Jachym-Platz in Wien-Favoriten nach ihm benannt.

Biographie

Annemarie Fenzl schrieb eine Biographie über Franz Jachym.

Weblinks und Quelle

Wir erinnern uns

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